[Rezension] Calling me home - Julie Kibler - misshappyreading

19 November 2017

[Rezension] Calling me home - Julie Kibler

Calling me home - Die betagte Miss Isabelle bittet ihre junge Friseurin um einen großen Gefallen, sie soll die ältere Dame zu einer Beerdigung nach Cincinnati fahren. Während der mehrtägigen Fahrt erzählt Miss Isabelle von ihrer großen Liebe - sie hat sich in Zeiten der Apartheid in einen schwarzen Mann verliebt. 



Haltet die Taschentücher bereit. Diese Geschichte hat mich bis zum letzten Wort gefesselt. Während der Fahrt von Texas nach Cincinnati liest man sich durch sämtliche emotionalen Stationen. Das Ende steht quasi in Druckbuchstaben auf der ersten Seite, doch wie soll es auch anders sein, bis zum Ende hin erwartet man das es anders ausgeht als erwartet. Doch trotz der vermeintlich nicht vorhandenen Spannung über den Ausgang, schaffte es das Buch mich auf den letzten Seiten nochmal zu überraschen.

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Mir hat es tatsächlich das Herz gebrochen als ich Miss Isabelles Geschichte las. Eine Liebesgeschichte. Als junger Mensch, geboren in einem freien Land, kann man sich die Welt in Zeiten der Apartheid nur vorstellen. Für mich war es nie greifbar warum manche Menschen denken wie sie denken - dass sie aufgrund ihrer Hautfarbe mehr Rechte hätten als andere.

In dem Buch lernen wir verschiedene Protagonisten kennen die alle ihre besonderen Beweggründe haben zu tun was sie eben tun oder taten. Besonders Miss Isabelles Eltern haben mich beschäftigt. Ich kann mich auch im Nachhinein nicht entscheiden wie ich zu ihnen stehe, zumindest was ihren Vater angeht.

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Miss Isabelle wächst in einer sogenannten Sundown Town auf. In diesen Städten ist es Farbigen verboten sich nach Sonnenuntergang aufzuhalten. Von diesen Sundown Towns habe ich in dem Buch zum ersten mal etwas gehört. Sicherlich war mir vorher schon bewusst das es eine klare Trennung bei allem gab. Toiletten waren gekennzeichnet mit "white" und "coloured", Trinkbrunnen, Cafés, Eingangstüren, Kinos, Bahnhöfe.... 

Ich habe mich ein bisschen mit Sundown Towns (auch Sunset Towns oder Gray Towns genannt) beschäftigt.

  • Auf den Schildern am Ortseingang stand: "Nigger, Don't Let The Sun Set On You in 'Name der Stadt'"
  • Es gab ca 10.000 dieser Sundown Towns in den USA
  • Sunddown Towns gibt es noch HEUTE! Ein interessanter Artikel (leider nur auf Englisch): hier

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Welche Frage liegt mir nach der letzten Seite auf der Seele:
Ist Apartheid noch ein Thema in der Gesellschaft in der wir leben?

Weltweit gesehen muss die Antwort eindeutig ja sein. Doch herunter gebrochen auf die Stadt in der ich leben? Ich fürchte auch hier muss sie ja sein. Wer ab und zu Nachrichten schaut wird mir zustimmen (was mich unglaublich wütend macht). 

Wir können selbst nur mit gutem Beispiel vorausgehen und hoffen anderen ein Vorbild zu sein.

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Das Buch und das Leben von Miss Isabelle haben mich sehr bewegt. Ich kann das Buch wirklich jedem und jeden Alters sehr ans Herz legen. Es ist wundervoll einfühlsam geschrieben und lässt einen auf keinen Fall unberührt. 

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Eine kleine Anekdote wie ich zu dem Buch gekommen bin. Im September war ich mit einer Freundin auf einer Kanada Rundreise. Nachdem wir uns die Thousand Islands zwischen Kanada und den USA angeschaut haben war sie müde und wollte sich ausruhen. Also habe ich beschlossen mir das Dorf Gananoque, in welchem wir genächtigt haben, anzuschauen. Ich habe einen kleinen Buchladen gefunden: Beggars Banquet Books! Ein inspirierender Laden der mich sofort in den Bann geschlagen hat. Ich musste mir ein Buch kaufen! Unbedingt.
Irgendwann bin ich über "Calling me home" gestoßen und wusste: Das ist es!



Das Buch gibt es übrigens auch auf Deutsch, es ist im Piper Verlag erschienen unter dem Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Übrigens hat sich Hollywood bereits die Rechte an dem Buch gekauft.


Erscheinungsdatum: Aug 2012 | Verlag: st. martin's griffin Preis: € 7,99 [D] | ISBN: 1250020433 | Seiten: 322 Seiten | Sprache: Englisch 

Dies ist kein Rezensionsexemplar.


3 Kommentare:

  1. Hey du :)

    Deine Rezi gefällt mir wirklich gut, das Buch hatte mich ja schon neugierig gemacht, als ich es bei dir in der Hand hatte, aber jetzt bin ich auf jeden Fall noch neugieriger!

    Was das Thema Apartheid angeht, glaube ich, dass das Thema aktuell wieder "schlimmer" wird irgendwie ... einfach schon, wenn man wie du sagst mal die Nachrichten schaut ...

    liebe Grüße, Meike

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  2. Hallo Nadine,
    von den Sundown Towns habe ich soeben auch das erste Mal gehört. Ich denke auch, dass dieses Thema emotional sehr bewegt. Deine Rezension bestätigt das noch einmal.
    Calling me home wandert auf die Wunschliste. Vielen Dank für diese interessante Buchvorstellung.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

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  3. Von den Sundown Towns habe ich noch nie war gehört, aber das ist einfach so krass ... Ich glaube das Buch ist nicht wirklich mein Geschmack, als Film eher. Okay, steinige mich für die Aussage :D

    Liebe Grüße,
    Mila

    P.S.: Ich wusste gar nicht, dass du aus München bist (bin 90 km westlich davon). In unserem Umkreis gibt es nur wenig Buchblogger, oder?

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